DVWG Vortrag zum Thema Zukunftsnetz Nordrhein-Westfalen - Hr. Sieverding
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Kurzfassung
Verkehrserziehung und -aufklärung versuchen durch Beeinflussung des menschlichen Verhaltens die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Verkehrserziehung und -aufklärung umfassen eine Bandbreite unterschiedlicher Maßnahmen. Sie können hinsichtlich der Zielgruppe, der Verkehrsbeteiligungsart, der Umsetzungsform, der Vermittlungsebene, des räumlichen Geltungsbereichs
und der Dauer unterschieden werden. Viele Maßnahmen sind aus öffentlichen
Geldern finanziert. Generell ist es wichtig, dass insbesondere diese Mittel effektiv eingesetzt werden. Aufgrund finanzieller Engpässe der öffentlichen Hand gewinnt dies an Bedeutung. Die Wirksamkeit von Verkehrserziehungsmaßnahmen wird kontrovers eingeschätzt. Auch wenn einerseits davon ausgegangen wird, dass ein Effekt solcher Maßnahmen nicht nachweisbar ist, dokumentieren andererseits Wirkungsmessungen einen solchen Effekt.
Die hier vorliegende Dissertation zeigt methodische Vorgehensweisen bei Wirkungsmessungen von Verkehrserziehungsmaßnahmen auf. In einem ersten Schritt wurden allgemeine Schritte bei der Wirkungsmessung identifiziert. Diese umfassen u.a. die Definition der Forschungshypothesen, die Auswahl und Ausgestaltung des Erhebungsinstruments, das Untersuchungsdesign, die Stichprobenauswahl und die Anwendung statistischer Tests zur ignifikanzprüfung. Weiterhin wurde ein systematischer Review von 36 internationalen Studien, die eine Wirkungsmessung einer Verkehrserziehungsmaßnahme beinhalten, durchgeführt. Dabei wurden Studien verwendet, bei denen die methodischen Vorgehensweisen dokumentiert sind. Der systematische Review zeigt, dass die methodischen Anforderungen oft nicht erfüllt sind. Dies betrifft z.B. die fehlende Angabe von Zielen, Wirkungsmodellen und Hypothesen. Ferner werden oft schwächere Untersuchungsdesigns verwendet. Obwohl überwiegend keine Zufallsstichprobe verwendet wurde, werden Signifikanztests durchgeführt. Hierbei ist eine Konzentration auf besonders bekannte Verfahren, wie z.B. der t-Test oder der Chi-QuadratTest,
festzustellen.
Aufbauend auf den theoretischen Anforderungen an Wirkungsmessungen und dem systematischen Review wurden Handlungsempfehlungen abgeleitet. Zum einen wurden Zusammenhänge zwischen den Unterscheidungsmerkmalen der Maßnahmen und den methodischen Vorgehensweisen beschrieben. Die Umsetzungsformen beeinflussen z.B. die Möglichkeiten zur Bildung einer Kontrollgruppe. Zudem wurde analysiert, wie sich die methodischen Vorgehensweisen untereinander beeinflussen. So hat z.B. das Erhebungsinstrument Einfluss auf die Ergebnisindikatoren, die Möglichkeiten für eine Zufallsauswahl und die Datenerhebung. Weiterhin wurden folgende wichtige Standards definiert:
Die Standards dienen als Hilfestellung zur Durchführung einer Wirkungsmessung einer Verkehrserziehungsmaßnahme. Es ist wichtig, dass bei jedem methodischen Schritt einige Minimalstandards eingehalten werden. Die Wirkungsmessung ist aber ein komplexes Feld und im konkreten Einzelfall müssen weiterhin individuelle Überlegungen angestellt werden.
Anhand von fünf Fallbeispielen konnte die Anwendbarkeit der Standards gezeigt werden. Sogar für kleinere Maßnahmen wie Aktionen ist es möglich, eine hohe methodische Qualität zu erreichen. Allerdings konnte auch gezeigt werden, dass es im Einzelfall gute Gründe dafür gibt, einen Standard nicht zu beachten. Der Aufwand der Wirkungsmessung sollte im Verhältnis zur Maßnahme stehen. In jedem Fall aber sollten potenzielle methodische Schwachstellen in die Interpretation der Ergebnisse einbezogen werden. Limitierende Faktoren für
Wirkungsmessung dürften in der Praxis die Bereitschaft zur Wirkungsmessung und die Höhe der zur Verfügung stehenden Mittel sein. Es wird empfohlen, eher weniger Maßnahmen einer Wirkungsmessung mit hoher Qualität zu unterziehen als viele mit niedrigerer Qualität. Die Wirkungsmessungen sollten veröffentlicht werden und exemplarisch für andere Maßnahmen sein.